Paderborn, Dr. Zacharias & Partner Rechtsanwälte, Anwalts- und Notarkanzlei (2021)

Glasgestaltung für Besprechungsraum 2 und Raum 1 (gemäß Ausführungsplan)

Gestaltungsidee und Raumbezug

 

Der Entwurf berücksichtigt den Wunsch nach einer gestalteten Glasschiebetüranlage mit daraus resultierender Öffnung des Besprechungsraums. Analog dazu wird vorgeschlagen, eine Wandgestaltung an der Rückseite des Besprechungsraums 2 zu installieren. Während die Glasschiebetür Lichteintrittsfläche ist und eine partielle Sichtverbindung zum Fenster in Raum 1 herstellt, soll mit der Wandgestaltung aus Glas, Spiegelglas und künstlichem Licht die Illusion eines zusätzlichen gläsernen Durchgangs suggeriert werden. Eine Glasgestaltung, die das Sujet des Vorhangs aufgreift, verknüpft die beiden kurzen Raumseiten in der Sichtachse und bildet darüber hinaus eine Art Bezugssystem.

 

Ebenen

 

Sowohl die Oberflächen der Glasschiebetür, die im aktuellen Entwurf in Raum 1 verortet ist, als auch die gläserne Wandgestaltung werden von grafischen Texturen überspannt – einerseits auf die etymologische Wortherkunft von lateinisch textura ›Gewebe‹, andererseits auf den Text als Formung verbaler Zeichen verweisend. 

 

Tatsächlich liegt dem Entwurf der bedeutungsbezogene Ausschnitt eines Schriftwerks zugrunde, welcher auf den Vorhang als Metapher anspielt.[1] Der Inhalt ist jedoch nicht ohne Weiteres zu entziffern. Das vertikale Schriftbild entstand aus der händischen Übertragung des Textes in die stenografische Schnellschrift; dies birgt zugleich auch die Herkunft des Wortes Notar – im 10. Jahrhundert von lateinisch notārius ›Schreiber, Sekretär, Geschwindschreiber‹ entlehnt – in sich. 

 

Die Schriftelemente befinden sich einmal als Positivform im Sinne einer beidseitig spiegelnden Kontur auf der Glasschiebetür und ein weiteres Mal als Aussparung/Öffnung innerhalb einer mehr oder minder flächigen Verspiegelung im Bereich der Wandgestaltung. So wie die Unterschrift des Notars ein rechtskräftiges Schriftstück komplettiert, bilden Schrift und Schriftgrund einen räumlichen Zusammenhang und ergänzen einander.

 

Die Schrift wird beidseitig von einer horizontalen, wellenartigen Textur überlagert und visuell mit ihr verflochten. Inspiriert durch die Muster der Guillochen auf Wertpapieren entsteht ein Netz aus feinen Linien. Im Unterschied zur klassischen Guilloche, die in der Drucktechnik der Graustufung diente, wird das hier gespannte Linienmuster bei Verdichtung immer heller und nähert sich dadurch der Wandfassung an. Wie ein Schleier ist die Textur Bildgrund und Fenster zugleich. Sie sorgt für einen Übergang von der Verhüllung unterer Zonen bis zur allmählichen Enthüllung; dadurch werden die Blicke der Betrachter*innen nach oben gelenkt. Das lässt den Raum höher erscheinen.

 

Die Wandgestaltung an der Stirnseite ist mehrschichtig aufgebaut. Ein flacher LED-Rahmen bildet die hintere Ebene. Das silbrige Erscheinungsbild wird durch ein rückseitig verspiegeltes Glas mit grafischen Durchbrüchen erzeugt. Künstliches Licht bewirkt, dass die Wandgestaltung dezent aus sich heraus zu leuchten beginnt. Mit etwas Abstand werden zwei strukturierte, teilweise mattierte Gläser platziert und entsprechend der Glasschiebetür an einem Hängesystem mit sichtbaren Beschlägen befestigt. Stoßgriffe, Laufschienen/-rohr, Rollwagen, Wandhalterungen, Stopper und Bodenführung im Wandbereich sind z. B. aus Edelstahl, matt und fein geschliffen. Das Zusammenspiel der Ebenen öffnet den hinteren Raum optisch.

 

 

Ausstattung Besprechungsraum 2 

 

Zudem wird vorgeschlagen, die raumhohen Regale zu entfernen, damit der Raum nicht überladen wirkt. Als kleine Stau- und Ablagefläche könnte ein dreiseitiges Sideboard maßgefertigt werden, welches die Abkastung und daraus resultierende Ecke aufnehmen und füllen könnte. Ein heller, filigraner Besprechungstisch (z. B. oval oder »Bootsform«) würde das kommunikative Ambiente und den großzügigen Raumeindruck fördern.

 

Daneben kann in einem weiteren Schritt auch über die Modifikation der Raumbeleuchtung nachgedacht werden. Z. B. könnte indirektes, steuerbares Licht (LED-Leisten) den Raum optisch höher erscheinen lassen. 

 

 

 

Anmerkungen

 

[1] Theodor Gottlieb von Hippel: Kreuz- und Querzüge des Ritters A bis Z. Zwei Theile, Theil 1, Roman, Leipzig 1860, S. 302 f.:  

http://www.zeno.org/Literatur/M/Hippel,+Theodor+Gottlieb+von/Romane/Kreuz-+und+Querz%C3%BCge+des+Ritters+A+bis+Z, 19.07.2021


 

Blick vom Flur in Besprechungsraum 2, Glasschiebetür geschlossen (links) und geöffnet (rechts). Das Konzept sieht vor, die Aufhängung der Glasschiebetür in Raum 1 zu verorten, um den Besprechungsraum hier größer erscheinen zu lassen und Berührungspunkte mit der bestehenden Raumeingangstür (konkret und visuell) zu verhindern.


 

Ansicht vom Besprechungsraum 2, Simulation der Transparenz, die verspiegelte Schrift erscheint primär als dunkle Kontur, Glasschiebetür geschlossen (links) und geöffnet (rechts).


 

Ansicht vom Raum 1, die verspiegelte Schrift erscheint je nach Standort und Lichteinwirkung mal in der Durchsicht dunkel und in der Aufsicht die Umgebung reflektierend, Glasschiebetür geschlossen (links) und geöffnet (rechts).

 

Gesamtwirkung, Ansicht vom Raum 1 bei geöffneter Glasschiebetür.


 

Erwartete Gesamtwirkung, Ansicht vom Raum 1 bei geschlossener (links) und geöffneter Glasschiebetür (rechts).


 

Wandgestaltung Besprechungsraum 2 (Aufbau und Ansicht)

 

LED-Panel (Beleuchtung muss abgestimmt werden), teilverspiegelte Glasebene, teilmattierte Glasebene, Aufhängung

 


 

Alle Simulationen wurden mithilfe eines Modells im Maßstab 1:10 erstellt. Ansichten und Details der Entwürfe können sich im Prozess noch geringfügig ändern.