Hövelhof, Inklusives BV des Spar- und Bauvereins Paderborn (2022)

Simulation (Quelle: architektur-werk-stadt Balhorn Wewer Karhoff)
Simulation (Quelle: architektur-werk-stadt Balhorn Wewer Karhoff)

Neubau Wohnprojekt in Hövelhof, Wittekindstraße

 

Titel: Sinethi (2022)

 

 

Gestaltungsidee

 

Der Neubau, bestehend aus zwei versetzten Baukörpern, soll zukünftig Wohnraum für unterschiedliche Menschen bieten. Im verbindenden Erschließungselement kann sich z. B. ein Aufeinandertreffen oder ein erster persönlicher Kontakt ergeben. Die Gestaltung ist sinnbildlich an den Ort der Begegnung in einem weiter gefassten Sinn angelehnt. Sie greift Bestandteile grafischer Zeichen auf und verknüpft diese mit (teils vegetabilen) Strukturen und Farben der charakteristischen Natur – die landschaftliche Umgebung von Hövelhof ist geprägt durch die Sinethi. [1] Alljährlich taucht die blühende Besenheide die Sennelandschaft in ein flächendeckendes Violett.

 

Inspiriert durch die Gliederung der Wohnanlage fungiert die Farbebene bildlich gesehen als Bindeglied zwischen geometrischen Versatzstücken. Die Formen sind ein Ausdruck für Aufbau und Wandlung zwischen kontinuierlicher Ordnung und Unordnung. Das Quadrat wirkt durch den immer gleichen rechten Winkel. Im Kontrast dazu steht der Kreisring mit seinen gebogenen kontinuierlich bewegten Linien. Übertragen auf die zukünftigen Mieter:innen, die unter Umständen einer ständigen Betreuung bedürfen, steht das Bruchstückhafte hier symbolisch für Menschen und ihre Schicksale, es kann aber auch völlig losgelöst davon betrachtet werden.

 

Für die Gestaltung ist die gläserne Treppenhausfassade des ersten und zweiten OG vorgesehen; sie wird komplett überspannt. Ausgangspunkt sind die zwei geometrischen Formen in serieller Reihung. In gewisser Weise bilden sich drei gleichwertige Raster. Mit unterschiedlichen Abständen zueinander überlagern sich die Ebenen. So entsteht das differenzierte Ornamentfeld.

 

Im Kolorit der Glasfassade können Farbnuancen der Heideflächen wiedererkannt werden. Bei Betrachtung von geringer Entfernung sind die klar definierten Farben Rot und Blau für sich wahrnehmbar. Je größer die Entfernung, umso mehr vermag ein Effekt optischer Farbmischung einzutreten, der, ähnlich wie in einem impressionistischen Gemälde, erst im Auge der Betrachter:innen für eine Mischfarbe sorgt. Zusammen mit dem hell getönten Außenputz ergibt sich ein harmonischer Farbklang. Die teilweise opalisierenden und opaken Farbbereiche stehen im ständigen Wechsel mit transparenten Zonen. Hierdurch ergeben sich vielfältige Ansichten sowie Möglichkeiten des Ein- und Ausblicks. Die Glasfassade wird nicht hermetisch geschlossen. 

 


 

Technische Ausführung

 

Die Emailfarben werden mittels Digitaldruck und/oder händischer Malerei auf der hinteren Ebene der äußeren Isolierglasscheibe aufgebracht und dauerhaft eingebrannt. Die Farbschichten befinden sich so näher an den Betrachter:innen des Außenraums und können besser abgelesen werden. Die Farbe ist vor Witterungseinflüssen geschützt. Beim Blick nach draußen entsteht eine insgesamt ruhige Farbwirkung; nur farblose Schatten ohne farbiges Streulicht werden in den Raum projiziert. Die Glasgestaltung bietet über den visuellen Reiz hinaus einen funktionalen Aufprallschutz für Mensch und Tier.

 

Bei den Darstellungen handelt es sich um Vorentwürfe, die sich noch ändern können. Vor Ausführung wird eine Bemusterung empfohlen, um die Farbwirkung in der Außenansicht zu überprüfen.

 

 

Anmerkungen

 

[1] Grundwort für Senne, Vgl.: https://archive.org/stream/diewestflischen00jellgoog/diewestflischen00jellorg_djvu.txt 19.Juli 2022 19:09:42 GMT (Hermann Friedrich Jellinghaus: Die westfälischen Ortsnamen nach ihren Grundwörtern, Schöningh, 1923, dort S. 28)

 


Aus der anfänglichen Idee sind verschiedene Versionen entstanden. 

 

Version  A:

 

 

Ausschnitt (Simulation)
Ausschnitt (Simulation)

Version A

 

Die ornamentalen Ebenen werden mit der bildtechnisch bearbeiteten Nahaufnahme der typischen Heidepflanze Calluna vulgaris kombiniert. Das Resultat ergibt ein abstraktes Farbgeflecht mit der Anmutung einer Heidefläche oder weckt Assoziationen an eine große Baumkrone, eine topografische Karte oder die Luftaufnahme einer Landschaft, es bleibt aber auch offen für eigene Betrachtungen. 

 



Herleitung der Gestaltung

 

Bestandteile der grafischen Zeichen im Entwurf für die Glasfassade sind aus den autarken Logos der hier kooperierenden Trägerorganisationen abgeleitet.

 

Die Quadrate stehen für den Spar- und Bauverein Paderborn und die Kreisringe für die Stiftung Bethel. Sie sind die Eckpfeiler der Gestaltung. Zusammen bilden sie in der Überlagerung das Ornamentfeld als Sinnbild der Kollaboration.

 

 


Version B:

 

 

Ausschnitt (Simulation)
Ausschnitt (Simulation)

Version B

 

Im Kontrast zur lebendigen Gestaltung von Version A strahlt Version B zugunsten einer eher flächig wirkenden Farbstruktur mehr Ruhe aus. Die diagonale Ausrichtung der farbigen Formen lässt vielleicht an die Wasserbewegung der nahegelegenen Ems, dem vorherrschenden Gewässer der Gemeinde Hövelhof, denken.