Frankfurt am Main-Riedberg, Evangelische Kirchengemeinde

 

Entwürfe für Kirchenfenster

Stand Dezember 2017

 

Entwurf 2 für das Foyer-Fenster

 

Die Entwurfsvariante für das Foyer-Fenster berücksichtigt Anregungen vom gemeinsamen Treffen am 28.10.2017. Ziel ist es, die Wünsche der Gemeinde aufzugreifen unter Beibehaltung konzeptioneller Grundgedanken. Das Resultat ist eine stärkere bzw. farbigere Wirkung auch im Außenbereich und ein ruhigeres Gesamtbild im Innenraum. Dies wird erreicht durch eine Neuordnung der Schriftzeilen und die Neupositionierung der Basisstruktur sowie die damit verbundene konzentrierte Bündelung der vormals freier angeordneten horizontalen gelben Bänder; ferner eine zusätzliche Farbebene, die auch partiell von außen sichtbar werden soll. Im Einzelnen ergibt sich folgender Aufbau.

 

Die Verse aus Mt 5,13-16 werden in rhythmischer Wiederholung systematisch gegliedert, sodass sich im Zentrum des Fensters 12 Zeilen mit dem Wort „Licht“ manifestieren. Eingebettet in einen Farbverlauf aus opalisierendem Gelb werden diese Zeilen durch transparente horizontale Farbbänder hervorgehoben. Sie können symbolisch auf die Jüngerschaft Jesu und deren Aufgabe und ihre Bedeutung für die Welt deuten.

 

„Ihr seid das Licht der Welt“ wird im unteren Bereich mittig lesbar – dort wo sich eine Zeile aus dem Farbfeld herausschiebt. Dem Wunsch nach einer Hilfe zur Dechiffrierung der sonst nur als Textur abgebildeten Schrift wird somit Rechnung getragen. Entgegen gelber Markierungen der „Licht-Worte“ aus dem ersten Entwurf erscheint nun jeweils eine Aufhellung auf farbigem Grund. Das Licht-Thema erhält eine andere subtile Betonung; die gestaffelte Reihung kann als ergänzendes Bild zum Fenster im Gruppenraum gesehen werden oder umgekehrt.

 

Insgesamt entsteht ein in sich ruhiges aber dennoch spannungsreiches und changierendes Farbfeld mit schöner Innen- und Außenwirkung und differenziertem Lichtspiel. Der vertikale Farbverlauf betont die Lichtsymbolik des Foyer-Fensters und verstärkt die Farbwirkung nach außen. Gleichzeitig bleibt die formale und konzeptionell wichtige Verknüpfung der beiden Südfenster durch die vordergründigen weißen Bänder erhalten.

 

 

 

Entwurf 2 - Straßenansicht (Simulation)

 


Entwurf 2 Foyer-Fenster - Simulation (außen)

 

Entwurf 2 Foyer-Fenster - Simulation (innen)

 

Entwurf 2 Foyer-Fenster

 

Entwurf 2 Foyer-Fenster (Detail)

 


Stand November 2017 - 1. Gestaltungskonzept für die Fenster im Foyer, Garderobe und Gruppenraum

 

Skizzierte Gestaltungsidee und Raumbezug

 

Die Architektur des Kirchenhauses (martinoff architekten, Hamburg) ist geprägt von schlichter Klarheit und differenziert belichteten Gebäudeteilen. Von der Hauptstraße aus blickt der Betrachter auf die Südfassade mit Zeltcharakter und auf das ebenerdige schlanke Fenster sowie das etwas höher liegende querrechteckige Foyerfenster. Betritt man das Kirchenhaus vom Westeingang wird hoch oben ein weiteres Fenster in Form eines kleines Lichtbandes sichtbar. In dieser Abfolge könnte die Blickachse stufenartig bis zum Kreuz am freistehenden Campanile erweitert werden. Im Kirchenraum ist das Lichtkreuz eines Lichtkünstlers besonders prägnant.

 

Die Begegnung zwischen Himmel und Erde und die Bewegung im Licht ist auch Thema der Fensterentwürfe. So wie das Lichtkreuz mit seiner weit greifenden Horizontalen die Gemeinde im Kirchenraum umklammert, umgreift die Gestaltung der Fenster (Foyer, Flur/Garderobe und Gruppenraum) die Fassade des Kirchenhauses. Auf den ersten Blick ist das Gebäude nicht als sakraler Raum zu identifizieren. Während das Kreuz am Glockenturm nur schwer ablesbar ist und das ehemalige Kreuz der Bornheimer Heilandskirche, getrennt vom Kirchenhaus positioniert, nicht unmittelbar mit der Architektur wahrgenommen wird, soll das Kreuzmotiv im hochrechteckigen Südfenster ein ergänzendes und deutlich sichtbares Zeichen der Identifikation darstellen. Das durchlaufende Band in den Fenstern von Foyer und Gruppenraum kann als kontinuierliche Weiterführung der Horizontalen gesehen werden.

 

 

Entwurf Fenster Flur/Garderobe

 

Simulation Fenster Flur/Garderobe (innen)

 

 Simulation Fenster Flur/Garderobe (außen)

 

Das Kreuz im Flurfenster entsteht durch transparente Auslassung im weiß mattierten quadratischen Feld als primäre Kennzeichnung der Außenansicht. Innen schaut der Betrachter durch das transparente Kreuz nach draußen. Goldgelbe Bänder verstärken das Erscheinungsbild und bewirken eine gewisse Räumlichkeit, die auch Schatten andeutet. Weiß und Gold symbolisieren das Licht Gottes. In Johannes 8,12 spricht Christus: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Lassen wir uns anstecken von diesem Licht, damit wir selbst zum Licht werden?

 

Im Kirchenhaus rückt das Foyerfenster immer zuerst in das zentrale Blickfeld. Die Gestaltungsebenen suggerieren hier die größte scheinbare Bewegung. Ausgehend vom goldgelben Kreuz wandern leuchtende Bänder in stark schattiertem Gelb und Orange in diagonaler Ausrichtung über die Bildfläche. Sie werden begleitet von rhythmisierten kleineren Farbformen, die aus den Bändern heraus geschoben oder sich umgekehrt in die Lücken der Bänder zurück orientieren. Möglicherweise ein metaphorisches Bild der Nachfolge, für den Auftrag, den Jesus seinen Jüngern gibt: „Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf dem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet er allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie euren guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Mt 5,14-16) Denkbar ist auch ein Bild von unterschiedlich verlaufenden Lebenswegen oder Begegnungen, vom Suchen und Finden oder dem Hineinkommen in eine Gemeinschaft. Vielleicht erinnert die lichte und leichte Gestaltung auch an Bibelverse aus dem Leitbild der ev. Kirchengemeinde Riedberg: „Denn ihr sollt in Freuden ausziehen und in Frieden geleitet werden“ (Jes 55,12) oder „Seid fröhlich und jubelt“ (Mt 5,12)[i]

 

Verse (Mt 5,13-16) aus der Bergpredigt bilden die Basis für die horizontale bläuliche Struktur. [ii] Jedoch nicht im Sinne von lediglich mehrfach wiederholten Auszügen des schon lesbaren Textes auf der Schrifttapete der Cafeteria, sondern eher als hintergründige Bekräftigung. Zudem dienen sie der Bildfindung. Von unten nach oben sind die Worte Erde, Stadt, Licht im Zentrum des quadratischen Strukturfeldes besonders augenfällig. Bei konzentrierter Betrachtung kann der Text entziffert werden. Gleiches gilt für die Chromfarbene Struktur, die im Kreuzfenster einmal von oben und im Folgenden von unten in die Bildfläche ragt. Die Bibelworte Ich bin ... und Ihr seid ... wurden so generiert, dass eine horizontale, lang gezogene Textur entsteht. Die Chrombeschichtung bewirkt eine zusätzliche Reflexionsebene in der Außenansicht. Sie ist stärker als die Oberflächenspiegelung des Glases. In der unteren Ebene des Foyerfensters sieht der Betrachter sich selbst. Von innen ist die spiegelnde Beschichtung nur leicht durchscheinend und wird daher meist als kontrastierende, dunkle Kontur wahrgenommen. Bei Standortwechseln entstehen in der Überlagerung der unterschiedlichen Gestaltungsebenen differenzierte Wechselwirkungen. Die Fenster im Gruppenraum bleiben offen für eigene Interpretationen. Sie spielen mit zentriert angeordneten Farbformen und einem verschobenen Strukturfeld.

 

Drei verschiedene Glasebenen werden nuanciert gestaltet. Das Zusammenspiel der Schichten formuliert nicht nur die Lichtstreuung, sondern auch eine Veränderung der Raumgrenzen. Von außen erscheinen die gestalteten Fenster teilweise transparent, manchmal transluzent, manchmal opak, je nach Licht und Standort auch dunkel wie ein Nachthimmel. Dann wieder spielen helle Lichtreflexe und Spiegelungen auf der Oberfläche des Glases. Die partielle Filtrierung des Lichts führt zu einer Verstärkung der Innen-Außen-Verhältnisse. Innen wird Störendes größtenteils ausgeblendet - die visuelle Verbindung zum Außenraum besteht jedoch fort. Dadurch bleibt dem Betrachter überlassen, wie die verschiedenen Bezugssysteme in ein Verhältnis gesetzt werden.

 

Insgesamt sollen die Fenster hell und einladend wirken. In der Außenansicht klar und reduziert wie die Architektur mit dem Fokus auf das Kreuz. Die Außenansicht soll visuell nicht überladen erscheinen, dennoch ein Zeichen nach außen senden. Innen kann der Betrachter dann zusätzliche Gestaltungsebenen erleben, die sich von außen nicht gleich erschließen.

 

 

 

Anmerkungen

 

[i] Vgl. Gemeindebrief März - Mai 2014, S. 4, hier im Wortlaut der revidierten Lutherbibel 2017

[ii] Verwendete Schrift: Fakt Pro (Font von Thomas Thiemich, Schriftgestalter aus Jena), die gewählte Schriftart ist wichtig für das Strukturbild


Simulation Straßenansicht (1. Version)

 


Simulation Fenster Foyer (außen) - 1.Version

 

Simulation Fenster Foyer (innen) - 1.Version

 

Entwurf Fenster Foyer - 1. Version

 


Entwurf Fenster Gruppenraum

Simulation Fenster Gruppenraum (innen)


 Gestaltungsebenen am Beispiel Fenster  

 Flur/Garderobe

Technische Ausführung

 

Die Gliederung der Gestaltungsebenen folgt dem Scheibenaufbau der Isolierverglasungen. Alle Gestaltungsebenen befinden sich im Scheibenzwischenraum. Somit können die Glasoberflächen einfach gereinigt werden. Sowohl für die händische Farbbeschichtung als auch für die partielle Chrombeschichtung und Teilmattierung in unterschiedlichen Stufen werden Schablonen angefertigt, mit Hilfe von Transferfolien aufgebracht und nach den einzelnen Bearbeitungsschritten wieder entfernt. Das Goldgelb ist ein sogenanntes Silbergelb. Es ist hochtransparent und hat eine lange Tradition in der Geschichte der Glasmalerei. In Tonerde gebundenes Silbersalz diffundiert, also dringt in das zu färbende Glas ein und erzeugt Farbwerte von hellem Zitronengelb bis zu dunklem Orange oder Orange/Braun. Das Ergebnis ist abhängig von der Auftragsstärke, der Brenntemperatur (etwa 650° C) und der Haltezeit. In einem weiteren Brand wird die blaugraue Farbe bei ca. 600° C ebenfalls dauerhaft eingebrannt. Besonders beständig ist auch die spezielle Ipachromebeschichtung und die Mattierung der Glasoberfläche. Farben und Wertigkeiten werden vor einer Ausführung auf den Originalgläsern neu geprüft.

 

 


Farb- und Glasmuster

Chrombeschichtung auf der Außenscheibe der Dreifach-Isolierverglasung (innenliegend auf Ebene 5)

 

 

Partielle Mattierung der mittleren Glasscheibe (Vorderseite - Ebene 3)

 

 

Mehrschichtige Malerei (Silberbeize und Schmelzfarbe) auf der Vorderseite der mittleren Glasscheibe (Ebene 3)