Bad Lippspringe, St. Marien (Stand April 2020)

Entwurf B.3.2 (Detail/Simulation)
Entwurf B.3.2 (Detail/Simulation)

 

Gestaltete Glasbrüstung für die Empore

 

Planung: Architekt Peter Hildmann, Bad Lippspringe; Entwurf: Michael Lönne + Jörn Neumann, Paderborn

 

 

Gestaltungsidee und Raumbezug

 

Die Empore ist fester Bestandteil im architektonischen Gefüge der Kirche St. Marien in Bad Lippspringe. Drei partiell farbig gefasste Entwurfsvarianten sollen dem Wunsch der Gemeinde nach einer gestalteten Glasbrüstung an der Orgelempore, welche die aktuelle Holzbrüstung ersetzen soll, gerecht werden.  

 

Gestaltete Brüstungen unterschiedlicher Ausprägung finden sich bereits in der altchristlichen und byzantinischen Kunst. Ob sparsam dekoriert oder reich geschmückt, Form bestimmende Elemente an Brüstungen sind seit dem Mittelalter ein wichtiges Gliederungsmittel für die Gestaltung des sakralen Innenraumes.

 

Vgl. Hans Feldbusch, Brüstungen, in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. II (1947), Sp. 1329-1333; in: RDK Labor, URL: https://www.rdklabor.de/w/?oldid=92427 und: Hans Martin von Effra, Ernst Gall, Empore, in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. V (1960), Sp. 261-322; in: RDK Labor, URL: http://www.rdklabor.de/w/?olid=93194 [26.11.2020]

 

Das Besondere hier ist das von der Gemeinde gewählte Material Glas. Die geplante Brüstung erfüllt den Schutz, der sich auf der Empore befindlichen Personen. Glaselemente mit akzentuierten und immer wieder durchbrochenen Bereichen sorgen für eine gewisse optische Leichtigkeit der Empore. Trotz formaler Gliederung lässt die Gestaltung diesen Bauteil nicht massiv und als Abgrenzung erscheinen. Darüber hinaus vermittelt die Glasbrüstung zwischen den gestalteten Gläsern der Portalwand sowie den Dalle de Verre Fenstern von Franz Hellmann in der Taufkapelle und im Kirchenschiff. In Analogie zu den mit Betonwaben gefüllten Öffnungen der Portalwand, wechseln sich matte blickdichtere Bereiche und transparente Durchbrüche ab. Einige farbige Einsprengsel lockern die Komposition auf. Für die Entwürfe werden bewusst nur artverwandte Farben zu den Gläsern der Fenster in der Portalwand gewählt. Die eher zurückhaltende Farbigkeit wird dezent in den Kirchenraum transportiert – dadurch entsteht eine schöne Verzahnung von Vertikale und Horizontale. Zudem wird der stets sichtbare Taufort mit verdichteter Farbigkeit visuell nicht von den Farben der Brüstung übertönt.

 

Vorgefundene Elemente der Architektur werden aufgegriffen und in andere Gefüge transformiert; die Verknüpfung mit neuen Komponenten führt zum jeweiligen Resultat. Ziel der Entwürfe ist es, eine Gestaltung zu finden, die als neues Element klar erkennbar ist und sich doch gut in die Gesamtkonzeption des Raumes einfügt.

 

Die dargestellten Farben und Sättigungen der satinierten Bereiche in den einzelnen Entwürfen stellen als Diskussionsgrundlage jeweils nur eine Möglichkeit dar, die im Detail noch angepasst werden kann. 

 

Eine Visualisierung der geplanten zusätzlichen Glaskanten-Beleuchtung wurde bei allen Entwürfen vorerst unterlassen.

 

 


 

Entwurf B.3.2 - Aktuelle Version (04/21)

 

Im Vergleich zu Entwurf B.3 wurde der Farbanteil für die neue, aktuelle Version deutlich reduziert. Dies wurde bei einem Ortstermin mit Herrn Hildmann und Herrn Entz am 26.03.2021 besprochen. Die hinteren hochrechteckigen Betonglafenster werden jetzt in der neuen Simulation getreu ihrer Position im Kirchenraum dargestellt. 

 

Darüber hinaus wurde auf Wunsch des Kirchenvorstands die Farbigkeit an den Seiten komplett zurückgenommen. Die Gestaltung erscheint dort nun mit dem einfachen Raster im Wechsel aus monochromer Satinierung und partieller Transparenz. Die vorspringende Emporenbrüstung rückt somit mehr in den Mittelpunkt.

Entwurf B.3.2 (Fotosimulation)
Entwurf B.3.2 (Fotosimulation)
Entwurf B.3.2 (Grafik)
Entwurf B.3.2 (Grafik)

Entwurfsvarianten (2020-21)

 

Entwurf A

 

Aufeinanderfolgende verwinkelte Formen aus unterschiedlichen Linienstrukturen korrespondieren mit der gefalteten Holzdecke und den vertikalen Reihungen am Orgelprospekt. Als Ausgangspunkt für diese Komposition wird die Buchstabenabfolge »ST. MARIEN BAD LIPPSPRINGE« in einen Strichcode/Barcode (von englisch bar ›Balken‹) umgewandelt. Der Begriff »Code« steht hierbei für Abbildung von Daten in binären Symbolen. Der Inhalt ist nicht mehr lesbar, sondern bleibt geheimnisvolle Chiffre und verweist auf den spezifischen Ort. In einer zweiten Ebene und auf Basis einer anderen Codierung deuten unregelmäßige farbige Kreisformen hingegen subtil auf die Worte: »Magnificat anima mea Dominum« (»Meine Seele preist den Herrn«), so beginnt der Lobgesang Marias (Lk 1,46-55).

Entwurf A (Fotosimulation)
Entwurf A (Fotosimulation)
Entwurf A (Grafik)
Entwurf A (Grafik)

 

Entwurf B.1

 

Abgewandelte vorgefundene Formen werden intuitiv rhythmisch angeordnet und im Wechselspiel aus matten und transparenten Zonen in einen neuen Zusammenhang gebracht. Parallel zum Bereich des Orgelprospektes entsteht eine eher geschlossene Fläche mit transparenten Durchbrüchen – an den Seiten findet dieses Prinzip seine Umkehrung. Die Farben der hochrechteckigen Fenster links und rechts von der Orgel rücken ins Zentrum. Sie sind in einer freien Komposition im mittleren Feld spielerisch verteilt.

Entwurf B.1 (Fotosimulation)
Entwurf B.1 (Fotosimulation)
Entwurf B.1 (Grafik)
Entwurf B.1 (Grafik)

 

Entwurf B.2

 

Während sich die Farben in Entwurf B.1 auf den mittleren Bereich konzentrieren, sind sie in Entwurf B.2 sequenzartig gereiht – eine symmetrische, gleichmäßige Farbstreuung findet auf der gesamten vorderen Glasfläche statt. Der Zugewinn an Farbe wird durch eine hellere Satinierung (mattweiße Bereiche) noch gesteigert. Im Unterschied zu Entwurf B.1 wird das orthogonale Raster als Basis für frei über die Fläche wandernde Farbformen in Variante B.2 sichtbar gemacht. Das Raster fungiert als ordnendes Element analog zu den Bestandsverglasungen. Die zurückspringenden Seitenelemente erhalten eine identische farblose Gliederung. Gleiches wird auf den Gläsern links und rechts unterhalb der Orgelempore fortgeführt, hier jedoch mit zusätzlichen Farbakzenten.   

Entwurf B.2 (Simulation)
Entwurf B.2 (Simulation)
Entwurf B.2 (Grafik)
Entwurf B.2 (Grafik)

 

Entwurf B.3

 

Im Vergleich zu Entwurf B.2 sind die wechselnden Farbsegmente großzügigerer angeordnet, die Satinierung etwas geschlossener und die Rasterlinien insgesamt schlanker angelegt. Zusammen mit den stärker gegliederten zurückspringenden Elementen und den unteren seitlichen Verglasungen entsteht eine deutliche gestalterische Reichhaltigkeit.

Entwurf B.3 (Simulation)
Entwurf B.3 (Simulation)
Entwurf B.3 (Grafik)
Entwurf B.3 (Grafik)

 

Entwurf C

 

Entwurf C stellt eine Variante zu Entwurf B dar. Ganz andere Formen, die organischer anmuten, bestimmen die Komposition. Während Entwurf B mit der Raumperspektive spielt, betont der gesamte Entwurf C eher die Fläche mit einer gleichmäßig überspannten Textur. Auch hier treten ausschließlich die Farben der länglichen Fenster in Erscheinung.  

Entwurf C (Fotosimulation)
Entwurf C (Fotosimulation)
Entwurf C (Grafik)
Entwurf C (Grafik)